Dark & Cozy – November Bücher für eure Leselisten

Zwar ist Halloween in diesem Jahr vorbeigezogen, ohne dass ich meiner Buchhexenliste aus dem letzten Jahr ein Update verpasst habe, aber da der November gefühlstechnisch auch sehr im Zeichen der gemütlich-dunklen Kerzenflacker-Stimmung steht, habe ich ein paar November-Bücher im Gepäck, die diesem Anspruch sehr gerecht werden. Und das Gute: Sie sind allesamt im Laufe diesen Jahres oder sogar in den letzten Wochen erschienen und stehen daher vielleicht noch nicht auf eurer Liste.

Cackle – Rachel Harrison

“Cackle” ist vielleicht das beste Cozy-Feminismus-Hexenbuch, dass ich je gelesen habe. Und es steht nicht grundlos gleich am Beginn meiner Liste zu November-Büchern. Es geht um Selbstverwirklichung aber auch eine so wunderbar clevere und zeitgemäße, zugleich aber auch schräge, unheimliche und doch schöne Art, dass das Buch schwer zu beschreiben ist. In dieser feministischen Geschichte, die ganz besondere Addams-Family-Vibes versprüht, geht es um Annie, die nach dem überraschenden Ende ihrer Beziehung nochmal ganz neu anfängt und dabei bemerkt, wie sehr heteronormative Romantik Frauen unterdrücken kann, oder anders gesagt: wie oft weibliche Autonomie noch als Bedrohung für gesellschaftliche Werte angesehen wird.

Das Thema Herzschmerz wird fast schon prosaisch umgesetzt, gleichzeitig sorgt der realistische Blick auf die Welt mit einer erzählenden Leichtigkeit dafür, dass ich permanent irgendwo zwischen Lachen und Weinen hing. Der Schreibstil von Rachel Harrison hat mich von Seite eins an das Buch gefesselt und ich hoffe, dass es zeitnah eine deutsche Übersetzung gibt, damit ich es noch mehr Menschen empfehlen kann.

Banshee Blues – Nina Blazon*

Auf “Banshee Blues” von Nina Blazon hatte ich mich im Vorhinein sehr gefreut. Normalerweise bin ich nicht so der Fan von Covern mit … Menschen drauf. Aber nachdem es mir auch auf der Buchmesse nochmal vom Verlag empfohlen wurde, habe ich es dann doch gelesen. Und OMG, die Geschichte hat mich komplett unvorbereitet getroffen. Es geht darum um die 19-jährige Tontechnikerin Deidre, die trotz ihrer Liebe zu Musik niemals singen darf – denn als Nachfahrin einer Todesfee würde das alle Menschen töten, die ihren Gesang hören.

Und für einen solchen “Mord” müsste auch sie ihr Leben lassen. Sie muss aber nicht nur ihre Emotionen unterdrücken, um nicht versehentlich jemanden zu töten, sie wird auch noch von einem bösen Geist oder Dämon verfolgt, der ihr ganz eindeutig schaden will.

Lässt man die ersten 80-100 Seiten einmal vorweg, in denen es eher um gefühltes Teenager-Drama geht, hat die Geschichte eine wunderbare Mischung aus cozy spannender Detective Story, urbanfantasy-Vibes mit modernen Banshees und eine düstere Love Story. Oh und einen ganz zauberhaften Geisterwolf. Das Ganze spielt in Großbritannien, Helsinki und Kopenhagen, was der Geschichte eine zusätzliche Kaminatmosphäre beschert.

Princess of Souls – Alexandra Christo

In dieser sehr düsteren Neuerzählung von Rapunzel entführt uns Alexandra Christo zunächst in ein Schloss weit über dem Erdboden, in das Land eines unsterblichen Königs. An seiner Seite? Eine Hexe, die für ihn auf Seelenjagd geht. Und im Schatten dieser Hexe deren Tochter, allein dafür da, eines Tages den Platz ihrer Mutter einzunehmen und an ihrer Stelle die Seelen von Sterblichen zu fangen. Bis es jedoch soweit ist, fristet Selestra ihr einsames Leben in einem Turm – und lernt nur durch Zufall des Soldaten Nox kennen. Dieser hat nämlich langsam keine Lust mehr auf einen unsterblichen König, der macht, was immer er will – und will Selestra töten, damit der König sterblich wird.

“Princess of Souls” ist dunkel und erstmal berechnend und gefühlskalt. Denn das ist die Welt, in der Selestra und Nox leben. Und doch hat ihre Geschichte etwas gemütliches auf ihre Art. Es ist die Reise, die Nox und Selestra gemeinsam antreten, die dieses November-Buch besonders macht, die Beziehung zwischen den beiden, die Dialoge, die Entwicklung zwischen ihnen – einfach wunderbar!

Die Hexen von Woodville II (Nachtzauber) – Mark Stay*

Nachdem mich bereits der erste Teil der Woodville-Reihe von Mark Stay überzeugen konnte, erschien nun in diesem Jahr auch bereits der zweite Teil der Trilogie im Deutschen. Mir hat dieser Teil sogar noch etwas besser gefallen, als der erste Teil und abgesehen davon, dass einige Figuren vielleicht etwas blass bleiben würden, ließe sich dieser Teil auch losgelöst vom Auftaktband der Reihe lesen. Es dominiert erneut vor allem die Art der 17-jährigen Protagonistin, die versucht, auf dem englischen Dorf während des 2. Weltkrieges mit anzupacken, wo Hilfe benötigt wird und dabei so gut es geht ein normales Leben führen möchte. Denn abgesehen vom Krieg ist da auch noch die Tatsache, dass sie eine Hexe ist.

Erneut ein kuscheliges und spannendes Lesevergnügen mit einigen interessanten Wendungen und einer, seit dem ersten Teil, stark gewachsenen Protagonistin und daher eine echte Leseempfehlung besonders für diejenigen, die gern Fantasy mit realer Geschichte verwoben lesen. (Und erneut die Frage, warum man nicht die wunderbaren Originalcover beibehalten hat, aber man kann halt nicht alles im Leben haben und die Bücher sind und bleiben ja dennoch schön.) Das Buch wurde für den Heyne-Verlag von Sabine Thiele ins Deutsche übersetzt.

Book of Night – Holly Black*

Ich muss gestehen: Als ich dieses Buch gesehen habe, habe ich ein kurzes Stoßgebet wohin auch immer geschickt und gehofft, dass es mir gefallen wird. Es ist nicht nur optisch eine absolute Augenweide, es lockt auch mit seiner Aufmachung, es wirkt düster, vielversprechend und elegant. Und nach “Coldtown” wusste ich, dass Holly Black definitiv spannende Fantasybücher schreiben kann. “Book of Night” ist nun also ihr erstes dediziert als “Erwachsenenfantasy” beworbenenes Buch. Was mich erst kurz zum Schmunzeln gebracht und dann Erinnerungen an Game of Thrones geweckt hat, wird dieser Beschreibung jedoch in jedem Fall gerecht – das macht der Ton der Geschichte von Anfang an klar.

Holly Black startet rau und düster in ihr neues Setting. Überraschend schnell wird man mit der mehr als moralisch fragwürdigen Protagonistin Charlie Hall warm – und sei es nur, weil die lauernde Gefahr des Buches nach einer Verbündeten schreit oder man schlichtweg schnell merkt, dass Charlie in ihrer Welt nicht viele andere Optionen hat, um zu überleben. Dazu die spannende Umsetzung von Schattenmagie in unterschiedlichsten Formen – kurzum: das Buch hat alles, was es braucht, um mich zu überzeugen. Und das hat es auch und ich ertappe mich auch Tage später dabei, wie ich meinen Schatten mitunter skeptisch mustere. Und dann ist da noch der Cliffhanger…

Für die deutschsprachigen Erstausgabe wurde der Originaltext von Diana Bürgel und Julian Müller für Droemer Knaur übersetzt. Der Erstausgabe liegt außerdem der Abdruck eines Briefes der Autorin bei.

Cozy November Bücher für eure Leselisten: "Book of Night" von Holly Black ist eines der Bücher auf der Liste. Hier zu sehen mit einer Tasse Kaffee und einigen Dekoelementen, die die Stimmung des Buches unterstreichen

* Die Rezensionsexemplare von “Book of Night”, “Banshee Blues” und “Die Hexen von Woodville” wurden mir freundlicherweise von den Verlagen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung im Artikel über November Bücher jedoch nicht beeinflusst.

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