Es ist wieder so weit und das Ende des Jahres naht – und damit auch die Festzeit, in der viele von uns das ein oder andere Geschenk suchen, um ihren Lieben eine Freude zu machen. Und während der Konsum an der einen Stelle zunimmt, besinnen sich andere in den vergangenen Jahren wieder mehr darauf, dass es nicht um die Menge, die Größe oder den Preis eines Geschenkes, sondern die Aufmerksamkeit an sich geht. Bücher zu verschenken kann hingegen ziemlich schwer sein. Um es euren Wichteln etwas leichter zu machen, könntet ihr von den folgenden Büchern einige auf euren Wunschzettel packen – sie sind meine persönlichen Tipps des Jahres.
In meiner Liste findet sich dabei eine bunte Mischung aus Büchern über Feminismus, Fantasy und auch die ein oder andere Empfehlung aus dem Bereich New-Adult-Romance. Also eigentlich die perfekte Kombination, um sich mit diesem Stapel in die liebste Leseecke zu verkrümeln, wenn es in diesen letzten Wochen des Jahres zu laut und hektisch werden sollte.
Sprache und Sein – Kübra Gümüsay

Sprache ist Macht. Denn wer nicht sprechen kann, sich nicht wirklich in eine Diskussion einbringen kann, wird nicht gehört. Wie wichtig Sprache jedoch ist, wird oft und gern unterschätzt. Dieses Buch mag gerade in der schmalen Taschenbuchausgabe wie ein leichter Schmöker aussehen, fordert seine Lesenden aber sehr heraus – wie ihr in meiner ausführlicheren Rezension lesen könnt.
Erschienen im Oktober 2021 bei btb.
Ich bin Harrow/ Ich bin Gideon – Tamsyn Muir

“Ich bin Gideon” und “Ich bin Harrow” sind die ersten beiden Teile der “The Locked Tomb”-Reihe von Tamsyn Muir. Die Autorin schreibt bissig, humorvoll und gleichzeitig lief es mir mitunter sehr oft eiskalt den Rücken runter. Obwohl die Bücher (in der deutschsprachigen Übersetzung von Kirsten Borchardt für den HEYNE Verlag) je mehr als 700 Seiten haben, ist es schwer, sie aus der Hand zu legen. Die Mischung aus verschrobenen Charakteren, der düsteren Welt der Nekromantie und hochgelobter Technologien macht diese dystopische Mischung aus SciFi und Fantasy zu etwas einmaligem.
Book of Night – Holly Black

Rau und düster startet Holly Black in ihren ersten Fantasy-Roman, der direkt für Erwachsene entworfen wurde. Neben der moralisch fragwürdigen Protagonistin Charlie Hall, brodelt die lauernde Gefahr des Buches in Form einer Welt voller Schattenmagie und deren Zweckentfremdungen. Wer üble Cliffhanger gut übersteht, sollte dieses Buch (die deutschsprachige Übersetzung wurde von Diana Bürgel und Julian Müller für Droemer Knaur erstellt) dringend auf die eigene Wunschliste setzen.
Für die deutschsprachigen Erstausgabe wurde der Originaltext von Diana Bürgel und Julian Müller für Droemer Knaur übersetzt.
Erschienen im November 2022 bei Kroemer Knaur.
Against White Feminism – Rafa Zakaria

“Wie ‘weißer’ Feminismus Gleichberechtigung verhindert” lautet der Untertitel von Rafa Zakarias Buch. Die Autorin, Anwältin und Aktivistin setzt sich weltweit für Menschenrechte ein und sie beschreibt in ihrem Buch vor allem eines: Wie sehr es dem Feminismus schadet, dass sein Sprachrohr vor allem weiße, bürgerliche Frauen aus westlichen Nationen sind. Ins Deutsche übersetzt von Simoné Goldschmidt-Lechner für die Hanser Literaturverlage ist das Buch ein wichtiges Standardwerk, um zu verstehen, warum Feminismus leider noch immer nicht so inklusive ist, wie er es sein könnte – und sollte.
Erschienen im März 2022 bei hanserblau.
Die Fletcher-University-Reihe – Tami Fischer

Mit “Crushing Colors” ist am 04. Oktober 2022 bei Droemer Knaur der letzte Teil der fünfteiligen New-Adult-Reihe von Tami Fischer erschienen. Und während dieser mein persönlicher Lieblingsteil der Reihe ist, ist die Reihe auch deshalb ein Highlight, weil jedes Buch ein eigenes sehr wichtiges Thema behandelt, dabei fast schon grausam feinfühlig ist und sich ohne künstliches Drama an den Fragen der beiden Protagonist*innen abarbeitet. Zu der Reihe habe ich ausführliche Rezension geschrieben.
Der Muttercode – Carole Stivers

Ihr redet doch auch manchmal mit eurer Technik und wolltet als Kind nicht unbedingt, dass euer Lieblingskuscheltier in der Waschmaschine “baden” musste (Hallo, Sauerstoff?!) – oder? Im Grunde genommen ist die Kernhandlung von Carole Stivers “Der Muttercode” (übersetzt von Jürgen Langowski für den HEYNE Verlag) dem sehr ähnlich. Carole Stivers widmet sich diesem Thema dabei mit einer so sanften Tiefe, genau dem richtigen Verhältnis zwischen Dialog und technisch-wissenschaftlichen Details und überaus feinfühlig, was passiert, wenn dieser Beziehung das Ende droht. Der Roman ist sprachgewaltig und ein Muss für alle, die eher auf die philosophische Seite der Science Fiction stehen.
Unlearn Patriarchy – Lisa Jaspers, Naomi Ryland & Silvie Horch

Die Texte dieses Sammelbandes müssen nach dem Lesen erstmal sacken. Lisa Jasper, Naomi Ryland und Silvie Horch haben hier ein wahres Staraufgebot von Expert*innen versammelt. Gemeinsam bieten sie Lösungen, aber sie tun das eben auch, weil sie den Finger in die Wunde legen. Dieses Buch schreit äußerst laut und flüstert gleichzeitig eindringlich: “Welche Rolle willst du in diesem System spielen?” Eine Empfehlung für alle, die verstehen wollen, wie verworren der Status Quo in jedem Lebensbereich mit der Wirkweise des Patriarchats ist. Mehr in meiner ausführlichen Rezension zum Buch.
Erschienen am 1. September 2022 bei Ullstein.
A Song of Wraiths and Ruin – Roseanne A. Brown

Die High-Fantasy-Dilogie “A Song of Wraiths and Ruin” von Roseanne A. Brown ist eine wunderbare Mischung aus Black Panther (übrigens ein ganz passender Gedanke, da die Autorin u. a. auch für Marvel arbeitet) und Throne of Glass, inspiriert von westafrikanischer Folklore. Sonande ist ein magisches Reich, voller Musik, Geschichten und Geistern, das von verschiedenen vergangenen Königreichen Afrikas inspiriert wurde, mit der Wüstenstadt Ziran in seinem Herzen.
Erschienen 2022 bei Droemer Knaur.
In all Deinen Farben – Bolu Babalola

Optisch wie inhaltlich ist “In all deinen Farben” ein wundervolles Buch. Warmherzig, spritzig und kurzweilig wurden hier Mythologien aus aller Welt aufbereitet. Für mich ein persönliches Highlight: In ihren Neuerzählungen stellt die Autorin nicht nur die Frauen in den Mittelpunkt, sie entfernt Frauenfeindlichkeit und fehlgeleitete Moral, die oft in den Mythologien eine große Rolle spielen. Zehn Geschichten, zehnmal neu verlieben in die wundervollen Worte und gefühlvollen Erzählungen Bolu Babalolas. Meine umfangreiche Rezension könnt ihr hier lesen.
Übersetzt ins Deutsche von Ursula C. Sturm für den Eisele Verlag, erschien das Buch im März 2022.
Ophelia Scale – Lena Kiefer

Ich werde einfach nicht müde, diese Trilogie zu empfehlen, weil sie auch nach über drei Jahren noch so meinen absoluten Highlights zählt. Trotz der jugendlichen Protagonistin ist es ein leichtes, hier zu vergessen, dass es sich um eine Jugendbuch-Dystopie handelt. Der Plot ist bei allem Lesevergnügen so verworren, dass man ständig auf der falschen Fährte ist, das Setting selbst – Europa aus Angst vor einer übermächtigen KI in einem (fast) komplett technikfreien Mittelalter 2.0 – grausam authentisch und der Schreibstil von Lena Kiefer absolut bahnbrechend. Mehr dazu in meinem Interview mit der Autorin.
Inzwischen ist die Trilogie auch als Taschenbuch erschienen. Alle Ausgaben wurden von cbj herausgegeben, von Teil eins gibt es seit diesem Jahr zusätzlich ein Audiobook (von Lübbe Audio), eingesprochen von Luisa Wietzorek.
Das waren meine 10 Bücher für einen Wunschzettel – welche sind eure?
Welche Bücher könnten hier noch auf der Liste stehen? Schreibt mit gern einen Kommentar oder eine Nachricht auf Instagram.
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