Antirassismus: Diese 5 Bücher solltest du kennen und lesen

Es ist Black History Month. Seit 1926 dient diese Zeit besonders dem Ziel, auf die Erfolge und das Mitwirken Schwarzer Menschen in der Geschichte der USA und Kanadas aufmerksam zu machen. Diese finden nämlich leider noch immer wenig bis kaum Beachtung. Und auch wenn es keinen Grund gibt, Aktivitäten dieser Art – ähnlich wie das plötzliche Interesse an der Ungleichheit zwischen Männern und anderen Geschlechtern zum Feministischen Kampftag am 8. März – auf einen bestimmten Zeitraum zu begrenzen, ist es eine schöne Gelegenheit. Eine Gelegenheit, die auch im deutschsprachigen Raum längst angekommen ist. Der Black History Month gibt nicht nur Einblick in die Geschichte der afrikanischen Diaspora, er gibt auch Raum, um unsere rassistischen Gesellschaftsstrukten zu thematisieren.

Wenn Du, wie ich, als weiße Person in dieser Gesellschaft groß geworden bist, denkst Du vielleicht, dass das Thema Rassismus etwas ist, dass am Rechten Rand zu finden ist. Leider sind nicht nur Nazis Rassisten, rassistische Vorurteile sind genauso wie die Privilegien weißer Menschen ein nicht zu ignorierender Teil unserer Gesellschaft. Und ja, leider bedeutet das, dass auch Du mitunter rassistisch denkst oder handelst – obwohl du das vermutlich gar nicht möchtest. Das darf dich ruhig schockieren – hat es mich auch (und weil wir hier ja ehrlich sein wollen: tut es auch immer noch, aber das gehört zum Prozess dazu).

Nutze Deine Privilegien und sei Verbündete*r

Das Gute ist: Antirassismus lässt sich lernen. Das tut erstmal ähnlich weh, wie wenn Du Dich das erste Mal vertieft mit der Notwendigkeit von Feminismus auseinander gesetzt hast, nachdem Du vorher geglaubt hast, wir wären alle längst gleichberechtigt. Aber es ist notwendig, um diese Strukturen zu verstehen, zu hinter fragen und vor allem: Um sie einzureißen.

Denn unter Rassismus leiden zwar BIPoC (“Black, Indigenous, People of Color”, meint die politische Selbstbezeichnung Schwarzer und indigener Personen, der Begriff People of Color wird nicht übersetzt, er beschreibt alle nicht-weißen Personen, die sich selbst nicht als Black oder Indigenous sehen – oder von der Gesellschaft als solche wahrgenommen werden), das Problem ist aber ein gesamtgesellschaftliches. Mit anderen Worten: Gerade die nicht vom Rassismus betroffenen Personen müssen darauf aufmerksam machen, dass es diesen in unserer Gesellschaft gibt.

5 Bücher, die Dir einen Überblick zum Thema Antirassismus geben

Robin DiAngelo – Wir müssen über Rassismus sprechen: Was es bedeutet, in unserer Gesellschaft weiß zu sein

Rassismus ist ein gesellschaftliches Problem unserer Zeit. In diesem wegweisenden Buch zeigt Robin DiAngelo, welche Privilegien damit einhergehen, in einer von Weißen dominierten Gesellschaft weiß zu sein – und wie wir unbewusst Menschen aufgrund ihres Aussehens und ihrer Herkunft strukturell benachteiligen. Für das Phänomen, nicht über Rassismus sprechen zu wollen, hat DiAngelo den Begriff “weiße Fragilität” geprägt. Ausgehend davon erklärt sie den großen Riss in unserer Gesellschaft, die Gefahr, die von ihm ausgeht, und was wir tun können, um das System zu durchbrechen. Ein neues und hochaktuelles Standardwerk zum Thema Rassismus. (Quelle)

Die deutsche Ausgabe des US-amerikanischen Bestsellers “White Fragility” der Rassismus-Expertin Robin DiAngelo ist im Juli 2020 in einer Übersetzung von Ulrike Bischoff beim Hoffmann und Campe Verlag erschienen. (ISBN: 978-3-4550-0813-5)

Reni Eddo-Lodge – Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche

Was bedeutet es, in einer Welt, in der Weißsein als die selbstverständliche Norm gilt, nicht weiß zu sein? Reni Eddo-Lodge spürt den historischen Wurzeln der Vorurteile nach, und zeigt unmissverständlich, dass die Ungleichbehandlung Weißer und Nicht-Weißer unseren Systemen seit Generationen eingeschrieben ist. 

Ob in Politik oder Popkultur – nicht nur in der europaweiten Angst vor Immigration, sondern auch in aufwogenden Protestwellen gegen eine schwarze Hermine oder einen Dunkelhäutigen Stormtrooper wird klar: Diskriminierende Tendenzen werden nicht nur von offenen Rassisten, sondern auch von vermeintlich toleranten Menschen praktiziert. Um die Ungerechtigkeiten des strukturellen Rassismus herauszustellen und zu bekämpfen, müssen darum People of Color und Weiße gleichermaßen aktiv werden – »Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt nur uns.« (Quelle)

Die deutsche Ausgabe wurde 2021 von Anette Grube für Klett Cotta übersetzt. (ISBN: 978-3-608-50458-3)

Alice Hasters – Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten

Wer Rassismus bekämpfen will, muss Veränderung befürworten – und die fängt bei einem selbst an.

„Darf ich mal Deine Haare anfassen?“, „Kannst Du Sonnenbrand bekommen?“, „Wo kommst Du her?“ Wer solche Fragen stellt, meint es meist nicht böse. Aber dennoch: Sie sind rassistisch. Warum, das wollen weiße Menschen oft nicht hören.
Alice Hasters erklärt es trotzdem. Eindringlich und geDuldig beschreibt sie, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau in Deutschland prägt. Dabei wird klar: Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft. Und sich mit dem eigenen Rassismus zu konfrontieren, ist im ersten Moment schmerzhaft, aber der einzige Weg, ihn zu überwinden. (Quelle)

Erschienen im September 2019 bei hanserblau. (ISBN: 978-3-4462-6425-0)

Michelle Obama – Becoming

Michelle Obama ist eine der überzeugendsten und beeindruckendsten Frauen der Gegenwart. Als erste afro-amerikanische First Lady der USA trug sie maßgeblich dazu bei, das gastfreundlichste und offenste Weiße Haus zu schaffen, das es je gab. (…) In diesem Buch erzählt sie nun erstmals ihre Geschichte – in ihren eigenen Worten und auf ihre ganz eigene Art. Sie nimmt uns mit in ihre Welt und berichtet von all den Erfahrungen, die sie zu der starken Frau gemacht haben, die sie heute ist. (…) Es enthält die ungewöhnlich intimen Erinnerungen einer Frau mit Herz und Substanz, deren Geschichte uns zeigt, wie wichtig es ist, seiner eigenen Stimme zu folgen. (Quelle)

In der deutschen Übersetzung von Harriet Fricke, Tanja Handels, Elke Link, Andrea O’Brien, Jan Schönherr und Henriette Zeltner-Shane erschienen im November 2018 im Goldmann Verlag. (ISBN: 978-3-4423-1487-4)

Tupoka Ogette – Exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen

Obwohl Rassismus in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft wirkt, ist es nicht leicht, über ihn zu sprechen. Keiner möchte rassistisch sein, und viele Menschen scheuen sich vor dem Begriff. Das Buch begleitet die Leser*innen bei ihrer mitunter ersten Auseinandersetzung mit Rassismus und tut dies ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr werden die Leser*innen auf eine rassismuskritische Reise mitgenommen, in deren Verlauf sie nicht nur konkretes Wissen über die Geschichte des Rassismus und dessen Wirkungsweisen erhalten, sondern auch Unterstützung in der emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema. (…) (Quelle)

Erschienen im Januar 2019 im Unrast Verlag. (ISBN: 978-3-8977-1230-0)

Schlussbemerkung: Darum brauchen wir Antirassismus

Rassismus ist ein Problem, dass von uns weißen Menschen geschaffen wurde. Es ist ergo auch unsere Aufgabe, ihn endlich abzuschaffen. Als Individuen können wir erst einmal nichts dafür, dass es ihn noch immer in allen Bereichen, im Großen wie im Kleinen in unserer Gesellschaft gibt. Wir können aber dafür sorgen, dass es weniger wird.

Wir können und müssen Leute darauf ansprechen, wenn sie sich rassistisch verhalten – denn vielen ist gar nicht bewusst, dass sie diskriminierend sind, immerhin werden wir von unserer Gesellschaft so erzogen. Und dafür geben die Bücher dieser Liste nicht nur einen wunderbaren ersten Einstieg, um sich selbst zu hinterfragen, sie geben auch gute Argumentationsmöglichkeiten mit, um sensibel und zielführend auf andere zuzugehen.

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