The Witch Queen – Verena Bachmann

Als ich im Sommer letzten Jahres den Romantasy-Roman “The Witch Queen” von Verena Bachmann gelesen habe, hielt ich ihn noch für einen kurzweiligen, witzigen und spannenden Fantasy-Standalone. Davon gibt es nicht viele, die mich wirklich überzeugen konnten, denn das Setting einer fantastischen Welt ist nur schwer in einem einzelnen Buch unterzubringen und mir daher oft zu oberflächlich. Hier war dem nicht so. Und da es nun ganz unerwartet noch einen zweiten Teil gab, wird es mal Zeit, sich die Dilogie aus dem Carlsen-Verlag einmal genauer anzuschauen.

Das Setting von “The Witch Queen”

Im Buch folgen wir der Hexe Enju, deren Name eigentlich – typisch für die Hexen dieser Buchwelt – äußerst kompliziert und nahezu unaussprechbar ist, weshalb Enju die von ihr favorisierte Abkürzung ist. Anders als die meisten anderen Hexen ihres Covens lebt sie die meiste Zeit in der ganz gewöhnlichen Welt der Menschen. Diese ist mit der magischen Welt Lapislazuli über eine Art Portalsystem verbunden, sodass sie überall und zugleich nirgends zu existieren scheint. Nach ihren Schichten als Barfrau kehrt sie stets in ihre Wohnung in Lapislazuli zurück – so auch an dem Abend, an dem die Handlung des ersten Buches beginnt. Durch eine plötzliche Verschiebung der Magie kommt sie jedoch gänzlich ungeplant und ungewollt vor einem der Nachtclubs der Nektromant*innen heraus. Ironischerweise fand dort kurz zuvor ein ein ziemlich Massaker statt, für das Enju verantwortlich gemacht wird.

Die Protagonistin Enju

Enju ist als Protagonistin enorm erfrischend. Sie ist rotzig und frech, hat ein unüberlegtes Mundwerk, sieht überhaupt nicht ein, sich “damenhaft” zu benehmen und spielt gern mit ihrer überdurchschnittlichen Magiebegabung. Sie macht sich dabei zum Vorteil, dass zwar niemand in Lapislazuli das Volk der Hexen wirklich leiden kann, weil man sie eh schon als unhöflich erachtet, ihnen aber als magiestärkstes Volk nur schwer beizukommen ist. Mit anderen Worten: Sie bemüht sich nicht einmal künstlich darum, von anderen gemocht zu werden. Das ändert sich auch nicht, als sie auf verschiedene Oberhäupter der “Clans” trifft, obwohl diese offenbar sehr sehr mächtig sind. Und auch nicht, als sie ihrem Love-Interest, dem Anführer der Gestaltwandelnden, gegenübersteht. Und. Das. Liebe. Ich. Sehr. 

Zwischendurch plagen natürlich auch Enju entsprechende Selbstzweifel. Das macht sie jedoch einfach menschlich und ist in nahezu allen Fällen mehr als nachvollziehbar.

Klappentext von “The Witch Queen – Entfesselte Magie” (Teil 1)

“Die Hexe Enju will nach einem langen Arbeitstag in der Bar ihrer Tante nur eins: endlich in ihr Bett. Doch durch eine Verschiebung der Magie landet sie in einem Viertel der Stadt, in das sie normalerweise niemals einen Fuß setzen würde. In Lapislazuli spielt die Magie schon seit geraumer Zeit verrückt. Doch vor dem Club der Totenbeschwörer fühlt sie sich besonders seltsam an. Dort muss etwas Grausames geschehen sein, für das Enju plötzlich verantwortlich gemacht wird. Um ihre Unschuld zu beweisen, muss sie mit dem attraktiven Anführer der Beasts zusammenarbeiten, der eine ungeahnte Anziehung auf sie ausübt. Aber je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto näher kommt er dem Geheimnis um die wahre Königin der Hexen …” (Quelle)

Die Beziehung zwischen Enju und Kayneth

Hexe und Drache – kann das gut gehen? Ich muss gleich eines vorweg nehmen: Es gibt sehr sehr viele Romane, in denen es um Gestaltwandelnde geht, die absolut unterhaltsamer Trash sind. Gerade beim Thema Drachen scheint es da eine riesige Fangemeinde zu geben. (Ich habe mir da hin und wieder mal mein kleines weißes Puschelschwänzchen verkohlt.) Daher hatte ich durchaus ein paar Bedenken, als sich herausstellte, dass Kayneth ein Drache sein sollte. Aber ich wurde sehr positiv überrascht. “The Witch Queen” ist alles andere als ein “Jungfrau in Nöten”-Roman. Die Beziehung zwischen Enju und Kayneth entwickelt sich sehr glaubhaft von absoluter Abneigung zu … naja mehr eben. Da es vor allem auch dieses Beschnuppern der anderen Magie ist, fand ich es sehr schön gelöst. Denn das ist absolut nachvollziehbar, dass zwei magische Wesen, die aber gleichzeitig so anders funktionieren, einander verstehen wollen. Allein, um in einem etwaigen Kampf einen Vorteil zu haben.

Da die Dilogie anfangs als Einteiler geplant war, gibt es dadurch zu Beginn des zweiten Teils ein-zwei Momente, denen man das durchaus anmerkt. Ich nenne es mal vorsichtig, um niemandem den Lesegenuss zu zerstören: “Teile des Endes von Teil 1 mussten erstmal etwas korrigiert werden.” Die Art, wie das geschah, hat mich anfangs etwas gestört. Aber da ich auch keine Idee habe, wie man es hätte eleganter lösen können, meckere ich hier nur ganz leise.

Klappentext von “Rise of the Witch Queen – Beraubte Magie” (Teil 2)

Diese Klappentext enthält Spoiler zu Band 1

“Als neue Hexenkönigin muss sich die sonst so vor Selbstbewusstsein strotzende Enju erst noch beweisen. Doch die erste Bewährungsprobe lässt nicht lange auf sich warten: Etwas Böses greift auf einer heiligen Insel die Menschen an. Allein die Königin der Hexen besitzt genügend Magie, um sich dem Wesen zu stellen. Allerdings spielen Enjus Kräfte seit einiger Zeit total verrückt und so bleibt ihr nur ein Ausweg: Sie muss Kayneth, den gefährlich attraktiven Anführer der Beasts, um Hilfe bitten. Aber dafür muss sich Enju endlich ihren Gefühlen zu ihm stellen …” (Quelle)

Kritikpunkte an der Reihe

Sehr viele Dinge haben mir an der Reihe sehr gut gefallen. Es sind (für mich) vor allem zwei Dinge, die es zu berücksichtigen gibt, wenn ihr die Reihe lesen wollt. Wie weiter oben schon beschrieben, ist die Beziehung zwischen Kayneth und Enju weitestgehend ausgeglichen. Sie schenken sich lange Zeit beide nichts und stehen sich in ihrem “zueinander nicht gerade nett sein” in nichts nach. Dennoch empfand ich hin und wieder ein leichtes Gefälle bei den beiden, da Kayneth z. B. unnötig overpowered ist und Enju dadurch hin und wieder doch wieder wie ein Blümchen wirkt. Vor allem aber zeigt sich bei den beiden auch wieder das übertriebene “der heiße Kerl, der schon halb Lapislazuli im Bett hatte” vs. “die hübsche Frau, die aber zwischenmenschlich fast gänzlich unerfahren ist”. Das ärgert mich etwas, denn das Buch hätte auch ohne diese Aufteilung funktioniert.

Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass meistens wenn dicke oder fettleibige Personen beschrieben werden, diese auch immer sehr negativ dargestellt werden. Sie sind entweder eklig oder unangenehm usw. (Es gibt zwar auch andere Charaktere, auf die das zutrifft, aber ich konnte im Buch keine Beschreibung einer fülligeren Person finden, die nicht so negativ konotiert war – sehr schade!) Ich würde mich freuen, wenn diese Zuschreibungen in einer überarbeiteten Auflage nochmal kritisch hinterfragt werden.

Titel: The Witch Queen – Entfesselte Magie und Rise of the Witch Queen – Beraubte Magie
Autorin: Verena Bachmann
Formate: Broschiert und eBook
Erschienen am 28. Juni 2021 und am 27. Juli 2022 im Carlsen Verlag
ISBN: 978-3-551-58482-3 und 978-3-551-58482-3
Kurzmeinung: Spannend bis zur letzten Seite – Verena Bachmann hat eine magische Romantasy-Dilogie geschaffen, deren Charaktere so fantastisch wie authentisch sind, gewürzt mit viel Witz und Emanzipation, einer knisternden Love-Story, großartigen Nebenfiguren und einer Prise Splatter.
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Noch nicht genug gelesen über Hexen? In meinem Halloween-Artikel habe ich euch letztes Jahr eine Buchliste geteilt, in denen Hexen die Hauptrolle spielen. Von romantisch über spannend und fantastisch bis hin zu creepy und aufregend ist alles dabei. Schaut doch mal rein.

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