Don’t love, hate or leave me – Lena Kiefer

Nach ihrer fulminanten Ophelia-Scale-Reihe hat Lena Kiefer von Herbst 2020 bis Winter 2021 eine New-ADult-Trilogie mit dem Setting Schottland/Griechenland veröffentlicht. Anders als es oft und gern in dem Genre gehandhabt wird, bauen alle drei Teile Direkt aufeinander auf und sind aus der wechselnden Perspektive der gleichen zwei Protagonist*innen geschrieben: der Innendesignerin Kenzie und dem Architekturstudenten Lyall.

Obwohl in unserer Zeit und Realität angesiedelt, schafft Lena Kiefer dabei abermals ein großartiges Setting und gibt ihren Figuren viel Raum für persönliche Entwicklungen, falsche EntscheiDungen und – immerhin ist es eine Romance-Trilogie: viele Gefühle.

SPOILERWARNUNG
Da alle drei Teile aufeinander aufbauen, soll hier gar nicht zu detailliert auf die Handlung eingegangen werden. Dennoch sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Weiterlesen des Artikels mitunter das Lesevergnügen der Trilogie schmälern könnte – beware the spoilers!

Ein Sommer in Schottland und ein düsteres Geheimnis…

Die Geschichte spielt in einem nicht näher definierten Zeitraum unserer Gegenwart. Sie beginnt damit, dass die Protagonistin Kenzie eine unerwartete Absage für einen wichtigen Praktikumsplatz erhält. Diesen bräuchte die angehende Innendesignerin jedoch, um sich ihren Traum zu erfüllen: einen Studienplatz. Kurzerhand bittet sie eine alte Freundin ihrer verstorbenen Mutter, ihr ein Praktikum zu ermöglichen. Dafür reist Kenzie mit ihrem Campervan Loki nach Schottland – wo besagte Freundin als Innendesignerin an einem Auftrag für eine der renommiertesten Hotelketten der Welt arbeitet.

Und genau in diesem Hotel (bzw. darum herum) spielt ein Großteil der Handlung des ersten Buches, denn Protagonist Lyall ist einer der Erben dieses Hotelimperiums und Enkelsohn der amtierenden Herrscherin über die Familie. Klingt merkwürdig? Darf aber genauso verstanden werden, denn die Hendersons sind ein bisschen wie die Höllenvariante der Windsors, in der alle zu tun haben, was das Oberhaupt verlangt. Dabei geht es vor allem um den unantastbaren Ruf der Familie und weniger darum, ob sich alle in ihrer Rolle wohl fühlen. Das merkt Lyall schon lange am eigenen Leib, denn nicht nur werden unliebsame Familienmitglieder aus dem Stammbaum getilgt, er selbst hat sich bereits einen “Strike” geleistet. Er sollte sich also tunlichst von der neuen Praktikantin der Innendesignerin fern halten – auch wenn es ihn beeindruckt, wie perfekt ihrer beider Vorstellungen von der Neugestaltung des Hotels zusammen passen…

Kenzie hingegen wird mehr als einmal davor gewarnt, sich zu viel mit Lyall abzugeben, denn die ganze Kleinstadt scheint etwas gegen ihn zu haben – nur sprechen will darüber niemand. Zu groß scheint die Angst vor den Konsequenzen zu sein. Schnell ahnt sie, dass in der Vergangenheit etwas passiert sein muss, das sowohl Lyalls verschlossene Art, als auch die Abneigung der Bewohner*innen erklären würde.

Irrungen, Wirrungen – und ein gekonnt in Szene gesetzter Thriller

Die Königin der Cliffhanger schafft es auch in einem Genre, in dem ein Happy End eigentlich vorprogrammiert ist, extrem viel Spannung zu erzeugen. Sowohl Teil eins als auch Teil zwei enden an absolut unmöglichen Stellen und sind ein herrliches Sprungbrett in den nächsten Teil der Handlung. Dabei ist jeder Teil auf seine eigene Art unverwechselbar durch sein Setting und die Entwicklungssprünge, die die Charaktere machen.

Nach dem desaströsen Ende von Teil eins treffen sich Kenzie und Lyall unbeabsichtigt auf Korfu wieder. Dort will Lyalls Mutter ein neues Hotel bauen, diesmal losgelöst von den Geldern und Vorteilen der Familie. Doch nicht nur andere Hoteliers fürchten um ihr Auskommen auf der Insel, wenn besagtes Luxushotel fertig ist – auch auf der Rückreise nach Großbritannien gibt es eine böse Überraschung.

Doch der wahre Höhepunkt liegt für mich im Storytelling des dritten Bandes. Während Teil eins bereits die Weichen für diesen Handlungszweig gelegt hat und Teil zwei überwiegend im sonnigen Griechenland angesetzt war, geht es zurück ins verregnete Großbritannien. Ein Dunkles Geheimnis ist ans Licht gekommen und soll nun vor aller Welt ausgebreitet werden. Mit anderen Worten, Lena Kiefer zeigt erneut, wie wichtig ihr das Miteinander ihrer Charaktere ist. Kenzie und Lyall müssen zeigen, dass sie trotz aller Umstände ein Team sind, denn ihr “happily ever after” wird auf eine harte Probe gestellt.

Stark ausgeleuchtete Figuren mit Macken

Aus der Ophelia-Scale-Reihe ist es bereits bekannt: Lena Kiefer schreibt Figuren mit Macken. Ihre Charaktere haben Dellen, verrennen sich und bauen Mist. Und dennoch sind sie liebenswert. (Oder gerade deswegen.) Wie tief sie dabei in genaue Beschreibungen von Charakterschwächen und – stärken gehen kann, ohne deskriptiv zu wirken und damit zu langweiligen, ist phänomenal. Und das schließt die Nebenfiguren mit ein.

Zu den farbenfrohsten Figuren gehören Lyalls Schwester und sein Cousin. Die beiden stehen einander und auch Lyall sehr nah. Zwischen der Handlung von Teil 1 und Teil 2 gibt es daher sogar ein kurzes eShort aus ihrer Perspektive. Doch auch auf Kenzies Seite gibt es einige besonders spannende Figuren. Nämlich ihre drei Schwestern. Alle fünf Figuren geben den beiden Protagonist*innen noch einmal mehr Tiefe – und tragen die Handlung mit.

Unterm Strich eine grandiose New-ADult-Trilogie. Dreidimensionale echte Charaktere, eine tolle Kulisse und ein spannender Plot machen diese Reihe zu etwas besonderem. durch diverse Intrigen jedoch nichts für schwache Nerven – dafür perfekt für diejenigen, denen New ADult schnell auch mal etwas langweilig wird.

Bibliographische Angaben zur Don’t-Trilogie von Lena Kiefer

Don’t love me* (Lena Kiefer)
Verlag: cbj; Auflage: Originalausgabe, Erstausgabe (12. Oktober 2020)
ISBN: 978-3-570-16598-0
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 432 Seiten
Preis: 12,90€ (Taschenbuch), 9,99€ (eBook)

Don’t hate me* (Lena Kiefer)
Verlag: cbj; Auflage: Originalausgabe, Erstausgabe (21. Dezember 2020)
ISBN: 978-3-570-16599-7
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 432 Seiten
Preis: 12,90€ (Taschenbuch), 9,99€ (eBook)

Don’t leave me* (Lena Kiefer)
Verlag: cbj; Auflage: Originalausgabe, Erstausgabe (1. März 2021)
ISBN: 978-3-570-16600-0
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 432 Seiten
Preis: 12,90€ (Taschenbuch), 9,99€ (eBook)

Don’t kiss me* (Lena Kiefer)
Verlag: cbj; Auflage: Originalausgabe, Erstausgabe (8. Dezember 2020)
ISBN: B0861M17KC
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 42 Seiten
Preis: 0,00€ (eBook)

Das offizielle Artwork zur Serie stammt von Jana Runneck.

Folgende Artikel könnten Dir auch gefallen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert