Schon mal eine Banshee mit einem Smartphone und einer Vorliebe für italienische Pizza gesehen? Oder eine echte Selkie? Meine Empfehlung lautet unabhängig von der Antwort: Werft mal einen genaueren Blick auf “Die Todesbotin”* von Carina Schnell. Ihr neues Buch ist diese Woche bei Piper erschienen und trägt den witchy-herbstlichen Namen “Die Todesbotin”. Nicht nur aufgrund des Bezugs zur schottisch-gälischen Sagenswelt und dem vielversprechenden Klappentext war das Buch daher ein Impromptu-Lesemuss: Die Geschichte spielt nämlich auch in Edinburgh, das ziemlich weit oben auf meiner Reiseliste steht.
Schottische & Irische Sagensfiguren auf symatische Weise aufgewärmt
In ihrem neuen Urban-Fantasy-Standalone* nimmt sich Carina Schnell diesmal die mythischen Figuren schottisch-gälischer Erzählungen an. Dabei verwebt sie die Charaktereigenschaften ihrer Figuren mit den alten Erzählungen ziemlich geschickt – und transferiert sie in das moderne Edinburgh und die schottischen Highlands. Ihre Protagonistin Eerie ist z. B. Bean Nighe, eine Unterart der schottischen Banshee, deren Name übersetzt etwa Wäscherin heißt. Und genau das machen nicht nur die Bean Nighe aus den Sagen, sondern auch Eerie selbst im ersten Kapitel des Buches, als sie nämlich das Kleidungsstück eines Mannes wäscht, dessen Tod sie kurz darauf verkündet. Sie selbst ist dabei die Henkerin, denn das ist Series Job: Im Auftrag eines magischen Ältestenrates macht sie Jagd auf jene Menschen, die übersinnlichen Wesen wie ihr gefährlich werden könnten.
Ohne viel Tamtam direkt in die Handlung
Nur kurz erleben die Lesenden dabei die Protagonistin Eerie bei ihrer “normalen” Arbeit. Denn als sie endlich zurück nach Edinburgh beordert wird, gehen dort alle möglichen merkwürdigen Dinge vor sich. In Strömen verlassen magische Wesen die Stadt, in der sie sich kürzlich noch so wohl und sicher gefühlt haben. Und es tauchen auch menschliche Jäger auf, ein uralter Mönchsorden, die Wesen wie Eerie jagen. Eerie, der die Stadt und sogar die Menschen ein bisschen ans Herz gewachsen sind, fängt daher an zu ermitteln und schon bald muss sie die Richtigkeit ihres Jobs hinterfragen, als sich ihr neuer Auftrag, der Doktorand Adam, so gar nicht so verhält, wie sie es von ihm erwartet…
Klappentext von “Die Todesbotin”*
“Die junge Banshee Eerie arbeitet als Auftragskillerin für den Ältestenrat der magischen Wesen in Edinburgh. Sie ist berühmt-berüchtigt, und eine große Karriere steht ihr bevor – wäre da nicht die Tatsache, dass Eerie es ein wenig zu sehr genießt, unter Menschen zu leben. Als sie auf den Doktoranden Adam angesetzt wird, zögert sie zum ersten Mal, einen Auftrag auszuführen, denn sie ist von Anfang an von ihm fasziniert. Adam ist liebenswürdig und mutig und erscheint so gar nicht wie jemand, der es verdient hätte zu sterben … Als eine grausame Mordserie die Stadt erschüttert, muss Eerie handeln, um zu beschützen, was ihr lieb und teuer geworden ist – und dabei alles hinterfragen, was sie bisher zu wissen glaubte.” (Quelle)

Eine geschickte Kombination alter Sagen & moderner Welt
Mehrere Aspekte machen Carina Schnells “Die Todesbotin”* dabei besonders interessant: Zum Einen natürlich die Thematik. Die bunte Sagenwelt Schottlands bietet vielfältige Möglichkeiten, verschiedene Figuren und Charaktere einzubauen – und die Wahl von Carina ist sowohl ungewöhnlich als auch spannend, denn eine Banshee ist jetzt nicht gerade eine häufige Wahl für Charaktere. Dazu kommt, dass Eerie zwar Badass ist, sie aber längst nicht allmächtig ist & sich im Buch immer wieder mit ihren Freund*innen berät, von denen einige sehr viel mächtiger sind als sie. Aber auch die Tatsache, dass sie die außergewöhnlichen Fähigkeiten besitzt und nicht ihr männlicher Counterpart Adam, ist erfrischend anders in einer Welt, in der es unzählbar viele (zum Teil natürlich trotzdem wirklich gute) Bücher gibt, in denen der große unsterbliche Mann die hilflose sterbliche Frau rettet. Für die Throne of Glass Fans: Unterschwellige Manon Blackbeak-Vibes sind definitiv vorhanden.
Mit “Die Todesbotin”* hat Carina Schnell einen sehr schönen Urban-Fantasy-Standalone geschaffen. Trotz der Ermittlungen gegen einen gefährlichen Killer ist es eine absolute Wohlfühlstory mit tollem Setting und außergewöhnlichen Charakteren. Perfekt für alle, die Lust auf Fantasy haben – sich aber vor einer neuen zehnteiligen Reihe fürchten. Dass dadurch nicht die selbe Tiefe in Sachen Worldbuilding etc. erreicht wird, versteht sich natürlich von selbst. Macht aber nix.

Titel: Die Todesbotin*
Autorin: Carina Schnell
Formate: Broschiert und eBook
Erschienen am 31. August 2023 bei PIPER
ISBN: 978-3-492-70629-2
Kurzmeinung: Carina Schnell schafft es in diesem cozy-düsterem Urban-Fantasy-Standalone, die Lesenden auf etwas mehr als 430 Seiten in die schottisch-gälische Sagenwelt zu entführen. Edinburgh als Setting und beeindruckende Charaktere rund um die Banshee Eerie machen die Geschichte zu einem großartigen und kurzweiligen Vergnügen. Ich hätte nichts gegen eine Kurzgeschichtensammlung aus dieser Welt mit Hintergründen zu weiteren Charakteren!
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* Das Rezensionsexemplar von “Die Todesbotin” wurde mir freundlicherweise von PIPER kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung jedoch nicht beeinflusst.