Auf den Flüssen von London – mit Ben Aaronovitch

Es gibt Autor*innen, die schreiben ein gutes Buch und dann gibt es Autor*innen, die schreiben gleich eine Handvoll davon oder noch mehr. Das sagt zwar nicht unbedingt etwas darüber aus, ob dieses Buch oder diese Bücher das Leben einer Einzelnen langfristig und nachhaltig prägen, aber es ist oftmals ein erstes Indiz. Ein Autor, der mein Leben seit vielen Jahren prägt, ist Ben Aaronovitch. Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, mit dem britischen Kultautor zu sprechen. Wir haben uns vor allem über seine Bücher und die darin auftauchenden Charaktere unterhalten. Mit der kürzlich erschienen Novelle “Die Füchse von Hampstead Heath” aus dem Serienuniversum “Die Flüsse von London” habe ich wieder an dieses Gespräch denken müssen.

Der britische Autor ist vor allem bekannt für seine Urban Fantasy Reihe „Die Flüsse von London“ (benannt nach dem ersten Teil der Reihe), in der er den Londoner Polizisten und Zauberlehrling Peter Grant in zahlreiche übersinnliche, schräge und humorvolle Situationen schleift. Darüber hinaus arbeitet er auch als Drehbuchautor (unter anderem für Doctor Who) und als Buchhändler.

Auf die Idee zu den Erlebnissen von Peter Grant kam der Autor nach eigenen Angaben übrigens “irgendwann in 2009 – ich war gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt, als es passierte. Eigentlich ist es ja immer so: Eigentlich willst du das Haus putzen oder an einem anderen Projekt arbeiten und dann taucht diese neue Figur auf und besteht darauf, dass du über sie schreibst.” Der Zauberlehrling ist dabei nicht nur bei den Lesenden äußerst beliebt, sondern auch nach wie vor beim Autor selbst. Auf die Frage, wer sein Lieblingscharakter der Reihe ist, antwortet er direkt: “Definitiv Peter!”

Längst geht die Reise nicht nur durch London

Das Schöne an der Romanreihe ist natürlich zum Einen das Vermischen von Urban-Fantasy-Elementen mit einem Kriminalfall. Denn trotz seiner Ausbildung zum Zauberer ist Peter Grant nach wie vor vor allem eines: ein Polizist. Als dieser hat er es also mit Vampiren, Einhörnern, Feen und sogar Flussgöttern zu tun – und vielen Wesen irgendwo dazwischen. Viele von ihnen leben einfach so und unbemerkt in der gewöhnlichen Welt, einige machen jedoch Probleme. Und als offiziell einziger Zauberlehrling des Vereinigten Königreiches ist es Peters Aufgabe, die Problemfälle dingfest zu machen.

Da es weder Flussgötter noch andere magische Besonderheiten nur in England gibt, gibt es inzwischen auch eine erste Geschichte, die nicht dort spielt – sondern in der Moselregion. In der Novelle “Der Oktobermann” übernimmt der BKA-Mitarbeiter Tobi Winter aus der Abteilung für komplexe und diffuse Angelegenheiten die magische Ermittlungsarbeit. Und der Autor verrät auch, wie er auf die Idee zu dem Roman gekommen ist: “Ich habe meine Freunde in Deutschland gefragt, was genau sie mit der Jahreszeit Herbst assoziieren und sie antworteten: Kartoffelfeuer und Weinernte. Und da dachte ich mir: Wein klingt interessant. Also habe ich mich in die deutsche Weinkultur und die Weinregion eingelesen und habe dabei die Mosel und Trier entdeckt. Und da wusste ich, dass das perfekt passen würde.”

Kommende Geschichten bringen die Lesenden auch nach Amerika

Im Vergleich zu der bereits mehrere Teile umspannenden Reihe um Peter Grant, ist die Novelle um Tobi Winter noch ein Einzelteil. Dabei soll es aber nach Ideen des Autors nicht gehen. “Derzeit sind zwei Novellen geplant, die in Amerika spielen werden. Ich bin mir aber auch sicher, dass Tobi und Vani in der näheren Zukunft einen weiteren Auftritt haben werden”, erzählt Ben Aaronovitch im Gespräch.

Ein Charakter, den sowohl der Autor selbst als auch ich beim Lesen super spannend fanden, wird hingegen so schnell kein Comeback bekommen. Im Buch “Fingerhut-Sommer”, dem ersten Teil der nur sehr kurz in London und stattdessen auf dem englischen Land spielt, erhält Peter nämlich Unterstützung von einem anderen jungen Polizisten. “Ich mochte die Art und Weise, wie DS Dominic Croft für wirklich jede Situation perfekt vorbereitet war”, sagt Aaronovitch und fügt hinzu: “Aber leider habe ich bisher keine Idee, aus welchen Gründen es uns zurück nach Herefordshire führen sollte.”

Das magische Duo um Peter und Thomas Nightingale – bald auch auf Netflix?

Zusätzlich zu den Büchern gibt es die Reihe auch als erfolgreiche Graphic Novel, mit einem beeindruckenden Stil. Auch eine Netflix-Adaption kann sich Ben Aaronovitch für die Figuren um Peter Grant und seinen Mentor Thomas Nightingale vorstellen: “Ich denke, dass eine solche Serie durchaus umsetzbar wäre. Aber eine solche Show wäre erstaunlich umfangreich und vielleicht auch etwas ausufernd. Es würde daher einiges an Courage seitens möglicher Executives verlangen, damit sie auch erfolgreich wäre”, so der Autor. Ich würde mich über eine solche Serie auf jeden Fall sehr freuen!

Vielen Dank an den dtv Verlag für die Vermittlung des Gesprächs. Die Übersetzung des englischen Originalgesprächs erscheint mit Zustimmung des Verlags. Das Copyright des Autorenfotos von Ben Aaronovitch liegt bei Bogenberger Autorenfotos.

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