Generell ist die Buchbranche ein Ort, an dem viele Stimmen und Geschichten zusammenkommen. Unterschiedliche Menschen können ihre Meinung, ihre Ideen und ihre Fantasien in Schriftform und damit in Bücher gießen lassen. Ein bunter Haufen, könnte man meinen. Doch schon seit gefühlt immer, geben vor allem weiße Autor*innen in der Literaturwelt den Ton an. Sie beherrschen die Bestseller-Listen, werden von Verlagen und Lesenden in jeder möglichen Form besonders gefeatured und sind dadurch einfach omnipräsent. Dabei sind sie längst nicht die einzigen, die Bücher schreiben.
Es gibt zahlreiche wundervolle Beispiele für Schwarze und Indigene Autor*innen und Autor*innen of Color (danke deutsche Grammatik, das klingt wirklich wunderbar – wir kürzen das im Artikel ab jetzt mal mit BIPoC Autor*innen ab). Und es könnte noch viel mehr geben, wenn die Literaturbranche Autor*innen anders Framen würde. Klar, es ändert sich auch so langsam aber sicher, und immer mehr BIPoC treten in den Vordergrund und bereichern die Literatur mit ihren Perspektiven und Erfahrungen. Aber gerade in der deutschsprachigen Buchbranche geht diese Entwicklung nur sehr sehr langsam voran.
Die Relevanz von BIPoC Autor*innen für die Literatur
Die Relevanz von BIPoC Autor*innen in der Buchbranche kann nicht genug betont werden. Die Vielfalt ihrer Stimmen und Geschichten ist von unschätzbarem Wert und trägt dazu bei, ein breiteres Verständnis und eine tiefere Wertschätzung für unterschiedliche Kulturen und Lebenserfahrungen zu schaffen. Die Literatur kann somit eine Brücke bauen zwischen verschiedenen Kulturen und Menschen – und dazu beitragen, Vorurteile abzubauen. Besonders verbreitete Stereotype und Unconscious Bias können am ehesten aufgebrochen werden, wenn Geschichten ohne diese erzählt werden. Ein Umstand, den unsere bis dato von Rassismen durchspickte Gesellschaft so nicht leisten kann. Es braucht dafür mehr Sichtbarkeit für Geschichten mit Own Voices, also Geschichten über BIPoC, die von BIPoC erzählt werden – und nicht von weißen Autor*innen.

Belonging ist mehr als Color
So wichtig wie dieser Aspekt ist, er ist längst nicht der einzige, der für eine möglichst diverse und inklusive Literatur einsteht. Auch das Thema Disabilities spielt hier eine Rolle. Noch immer findet sich eine furchtbare Selbstverständlichkeit in der Nutzung ableistischer Sprache – und vielen ist gar nicht bewusst, dass diese gerade in der deutschsprachigen Literatur noch ein grausiges Erbe aus der NS-Zeit ist.
Eine diversere Literatur bedeutet aber auch, die sozialen Hintergründe von Autor*innen zu berücksichtigen, ihren Glauben, ihre Sexualität und ihr Gender. Und so viel mehr. Und oft eben auch mehrere dieser Aspekte, denn am Ende erzählen wir alle unsere Geschichten anders und bereichern damit den literarischen Kosmos ungemein.
Was wir tun können
Es waren und sind vor allem weiße abled cis Autor*innen, die zu einer unwirklichen Norm geworden sind, die einfach nicht der Realität unserer Welt entspricht. Es ist nicht jede Person auf der Welt weiß, nicht jede nicht-behindert oder identifiziert sich mit dem bei ihrer Geburt zugeordneten Gender. Aber wir alle haben ein Recht darauf, uns in der Literatur wohl und willkommen zu fühlen. Und das geht nur durch eine Literatur of Belonging.
Den trotz der Bedeutung, die diese Autor*innen in der Literaturwelt haben, stehen sie oft vor großen Herausforderungen. Es gibt immer noch viele Hürden, die es für sie schwierig machen, in der Branche Fuß zu fassen. Zum einen gibt es eben jene fehlende Sichtbarkeit, da sie oft nur in bestimmten Genres oder Nischen wahrgenommen werden, gleichzeitig sorgen die erwähnten Vorurteile oder Stereotypen dafür, dass ihre Werke nicht die gleiche Anerkennung und Beachtung finden.
Um diese Hürden zu überwinden, sind Maßnahmen von Verlagen und Buchhandlungen gefragt, um die Sichtbarkeit von PoC-Autoren und Autorinnen zu erhöhen und ihnen eine gerechtere Chance zu geben. Dazu gehört zum Beispiel, dass Verlage gezielt nach neuen Talenten suchen. Buchhandlungen können ihre Regale umgestalten und auch in ihren Online-Shops gezielt Bücher hervorheben, die nicht von weißen, von nicht-behinderten oder cis Personen geschrieben wurden.
Und natürlich können auch wir Lesenden unseren Beitrag dazu leisten, indem wir bewusst Bücher kaufen und lesen, die nicht diesem Bild entsprechen – und so unsere Stimme und unser Interesse zeigen.

Stories of Belonging
Es bedarf noch vieler Anstrengungen und Veränderungen in der Branche, um eine gerechtere und vielfältigere Literaturwelt zu schaffen, in der sich alle willkommen, der sich alle zugehörig fühlen. In der Kategorie “Stories of Belonging” gibt es daher künftig immer mal wieder Buchempfehlungen und Gespräche mit Autor*innen zu eben diesem Thema. Möge das Sichtbarmachen beginnen!